2829 Tage trafen der HSV und Borussia Dortmund nicht mehr in einem Pflichtspiel aufeinander. Noch weiter zurück liegt der letzte Hamburger Sieg. Dieser fiel spektakulär aus.
Die Begegnung am 20.11.2015 stand unter besonderen Vorzeichen. Die vorherigen Tage waren geprägt von großen Sicherheitsdebatten infolge der Terroranschläge rund um das Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland. Die kurz darauf geplante Partie gegen die Niederlande in Hannover wurde aufgrund eines Terrorverdachts sogar abgesagt. Somit herrschten am Volksparkstadion verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Der Anpfiff von Schiedsrichter Felix Zwayer ertönte aufgrund der ausgiebigen Kontrollen eine knappe Viertelstunde später als geplant.
Trotz der schwierigen Voraussetzungen erschienen 57.000 Zuschauende, die schnell ihren Augen nicht trauten. Denn der Hamburger SV stellte Borussia Dortmund, das unter Thomas Tuchel im Jahr eins nach Jürgen Kloppp einen beeindruckenden Saisonstart hinlegte, vor große Probleme. Die Hanseaten agierten keineswegs nur abwartend und lauerten auf Konter, sondern setzten den hinter dem FC Bayern auf Platz zwei liegenden Kontrahenten direkt unter Druck.
Holtby überragt: HSV erwischt BVB auf falschem Fuß
Besonders gut aufgelegt zeigte sich Lewis Holtby – eine Bewertung, die während seiner fünf Jahre in Hamburg nur allzu selten abgegeben wurde. Mit einem wunderbaren Zuspiel schickte er Ivo Ilicevic auf die Reise, der Richtung Tor zog und schließlich von Keeper Roman Bürki zu Fall gebracht wurde. Den fälligen Elfmeter verwandelte Pierre-Michel Lasogga souverän zum 1:0 (19.).

In der Folge gelang es dem HSV, weiter dem BVB den Schneid abzukaufen. Die erfahrene Mannschaft um Recken wie dem verletzungsbedingt fühzeitig ausgeschiedenen Emir Spahic, Johan Djourou oder Gojko Kacar trat sehr abgeklärt auf und legte auch die nötige Intensität an den Tag, um ein Bundesliga-Spitzenteam schlagen zu können. Der nächste offensive Vorstoß brachte in der 41. Minute das 2:0. Nach Fehlpass von Matthias Ginter schaltete Nicolai Müller – damaliger offensiver Leistungsträger – blitzschnell um, bediente Holtby, der unhaltbar ins linke Eck traf.
Nach dem Seitenwechsel kam es noch besser für die Rothosen. Mats Hummels erwischte nämlich auch nicht seinen besten Abend und beförderte eine Holtby-Ecke ins eigene Tor – 3:0 (55.). Der Volkspark avancierte zum Freudenhaus. Die Gedanken rund um die angespannte Sicherheitslage waren kurzzeitig verflogen. Von den Rängen erfolgten mit Blick auf das folgende Nordderby bei Werder Bremen Gesänge wie „Wer nicht hüpft, der ist ein Bremer“, die nahezu das gesamten Stadion in die Tat umsetzte.
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Auf dem Spielfeld drehte sich die Begegnung allmählich. Der trotz nur zweier abgegebener Torschüsse mit 3:o führende HSV befand sich fast ausschließlich in der Defensive. René Adler legte die ein oder andere Glanzparade hin, sodass keine Spannung mehr aufkam. Dem mittlerweile drückend überlegenden BVB gelang erst in der 86. Minute das Ehrentor durch Pierre-Emerick Aubameyang, heute übrigens immer noch bei Olympique Marseille auf Torejagd gehend.
HSV – Borussia Dortmund 3:1 (2:0)
HSV: Adler,-Sakai, Djourou, Spahic (29. Cleber), Ostrzolek,-Jung, Kacar (71. Gregoritsch),-Müller, Holtby (81. Díaz), Ilicevic,-Lasogga
BVB: Bürki,-Ginter (46. Pisczcek), Sokratis, Hummels, Schmelzer,-Gündogan, Weigl, Kagawa (46. Castro),-Mkhitaryan, Aubameyang, Reus (69. Januzaj)
Von daher setzte es die erst zweite Saisonniederlage für den BVB. „Wir sind mindestens 45 Minuten unseren Ansprüchen so dramatisch hinterhergehinkt, dass man konstatieren muss, dass wir von der ersten Sekunde an nicht bereit waren, dieses Spiel zu spielen“, schimpfte Tuchel nach Spielende. Dieser galt übrigens im Frühjahr 2015 als heißer Kandidat auf den Cheftrainerposten beim HSV, ehe Dortmund dazwischengrätschte.
In größter Not übernahm erneut Bruno Labbadia, der mit dem denkwürdigen Relegationssieg in Karlsruhe den Klassenerhalt sicherte und rund um den Sieg gegen Dortmund die wohl besten Wochen seiner zweiten Amtszeit erlebte. Eine Woche später folgte nämlich ein eindrucksvoller mit 3:1-Sieg in Bremen. Sogar die europäischen Plätze waren in Reichweite. Letztlich sprangen 41 Punkte und Rang zehn heraus. Eine Ausbeute, die auch heute beim HSV für große Freude sorgen würde – genauso wie ein Sieg über den wieder als Zweitplatzierten anreisenden BVB.
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