Jean-Luc Dompé absolvierte in Köln sein 100. Pflichtspiel im HSV-Dress. Seit seiner Ankunft in Hamburg nahm er eine steile Entwicklung hin zum unverzichtbaren Leistungsträger.
Die Verpflichtung des Franzosen galt im August 2022 eher als sinnvolle Ergänzung eines ohnehin offensiv für Zweitliga-Verhältnisse hervorragend besetzten Kaders. Der Hamburger SV hatte sich zuvor bereits mit Ransford Königsdörffer sowie László Bénes verstärkt. „Jean-Luc verkörpert mit seiner Schnelligkeit und seiner Qualität im Eins-gegen-eins die Attribute, die wir in unserer aktuellen Kaderplanung gesucht haben“, so der damalige Sportvorstand Jonas Boldt.
Dompé stellte die genannten Fähigkeiten in vereinzelten Momenten offen zur Schau. Auf Gala-Auftritte wie in Paderborn (3:2), wo er mit gleich drei Scorerpunkten den Unterschied herstellte, folgten jedoch immer wieder Darbietungen, die den geneigten HSV-Anhänger nur mit dem Kopf schütteln ließen. Die Anzahl der Spiele, in denen der Flügelspieler gegenüber dem Rest des Teams abfiel, überwog sogar im Vergleich zu den herausragenden Leistungen.
Dompé: Baumgarts Maßnahmen greifen
Dompé galt als Inbegriff dafür, was der Kölner Trainer Lukas Kwasniok jüngst angesprochen auf das frisch fürs deutsche Nationalteam nominierte Supertalent El Mala als „Highlightspieler“ beschrieb. Immer wieder schaffte er besondere Momente, aber letztlich bringe „es nichts, nur Highlights zu setzen, aber insgesamt der Mannschaft nicht zu helfen.“ Exemplarisch stand beispielsweise der wunderbare Volleytreffer in Sandhausen, mit dem sich der immer wieder vom linken Flügel nach innen ziehende Rechtsfuß beinahe schon am 28.05.2023 in den Geschichtsbüchern verewigt hätte. Der HSV war dem Aufstieg dank seines goldenen Tores von ganz nahe. Bekanntermaßen avancierte Heidenheim durch späte Tore in Regensburg zum Spielverderber.
Wenige Tage später setzte es in der Relegation gegen Stuttgart zwei klare Niederlagen. Dompé hatte nur wenig – im Hinspiel sogar gar nichts – zu melden. Für die Rothosen folgte ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga, das enttäuschend verlief. Sogar die Rolle als führender Verein Hamburgs ging verloren. Während der FC St. Pauli als Meister aufstieg, langte es für den HSV nur zu Rang vier. Dompé – auch von kleineren Verletzungen gestört – legte in seiner zweiten Spielzeit keine Steigerung hin, schoss erneut nur drei Tore und sammelte einige Vorlagen weniger.
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Unter Steffen Baumgart, der im Februar 2024 auf Tim Walter folgte, veränderte sich seine Rolle. Denn in der Dreier- respektive Fünferkette fand sich nicht immer ein Platz für den offensiven Aktivposten. Denn er erfüllte defensiv eher unregelmäßig die ihm gegebenen Aufgaben. Die zeitweise Versetzung auf die Bank sowie möglicherweise auch Diskussionen, ob eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages überhaupt sinnvoll erscheint, erwiesen sich als Ansporn. Der vor seiner HSV-Zeit noch nie drei Jahre in einem Verein verbringende Dompé setzte auch als Joker Akzente. So war er gegen Regensburg binnen 28 Minuten an drei Toren beteiligt. Darüber hinaus attestierte ihm der nur rund Monate wirkende Baumgart eine „klare Verbesserung“ im Spiel gegen den Ball.
HSV ist auf Dompé angwiesen
Davon profitierte auch Merlin Polzin, der zum 14. Spieltag als Cheftrainer übernahm. Dessen Debüt versüßte der einstige französische U20-Nationalspieler mit zwei Toren und einer Vorlage zum 3:1-Erfolg in Karlsruhe. „Dompé macht Sachen, die habe ich in dieser Liga noch nicht so häufig gesehen“, schwärmte der gegnerische Trainer Christian Eichner im Anschluss. Die beste Version seiner selbst präsentierte der 30-Jährige in den darauffolgenden Monaten. Er verdreifachte seine Torausbeute im Vergleich zu den vorherigen beiden Spielzeiten und erreichte einen neuen Karriere-Bestwert (14). Dieser lag zuvor bei 13, aufgestellt bei Zulte-Waregem und ausschlaggebend für das Engagement in Hamburg.
Dort besitzt Dompé, der Ende April seinen auslaufenden Vertrag zur großen Freude vieler Fans – ein halbes Jahr fielen die Stimmen noch längst nicht so positiv aus – um drei Jahre verlängerte, mittlerweile den Ruf als konstantester Feldspieler. Anders als bei anderen prägenden Akteuren der Aufstiegsmannschaft bestanden daher keine Zweifel an der Bundesliga-Tauglichkeit. Die Verantwortlichen planten den einstigen französischen U20-Nationalspieler als Stammkraft ein und haderten mit dem verletzungsbedingten Fehlen in den Sommervorbereitung sowie den geringen Einsatzzeiten in den ersten Pflichtspielen.

Dass ihr Schützling auch in der Bundesliga auffällt, bewies dieser in der noch jungen Saison schon mehrfach. Erst am Sonntag bei der zu deutlich ausfallenden 1:4-Niederlage in Köln erzielte Dompé nicht nur sehenswert den Anschlusstreffer, sondern war auch ansonsten für seine Gegenspieler nur schwer zu stoppen. Im 100. Pflichtspiel verbuchte er die bereits 50. Torbeteiligung. Eine Quote, die die Entwicklung vom Highlight- zum Unterschiedsspieler unterstreicht. Der offensiv bislang noch nicht sonderlich überzeugende HSV ist in dieser Saison umso mehr auf die besonderen Qualitäten angewiesen, um das große Ziel Klassenerhalt erreichen zu können.
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